Was ist eigentlich der Unterschied von Rehabilitationssport (kurz Rehasport) und Funktionstraining? Um das besser zu verstehen, muss man beide Formen etwas genauer kennen.
Inhaltsverzeichnis
Rehabilitationssport und Funktionstraining
Rehasport und Funktionstraining sind ergänzende Leistungen bzw. Maßnahmen zur Rehabilitation. Beide verfolgen das primäre Ziel, behinderte (nach § 2 SGB IX) sowie von Behinderung bedrohte Menschen dauerhaft in die Gesellschaft und das Arbeitsleben einzugliedern. Im Anschluss soll ein Patient die Übungen selbst ausführen können (Hilfe zur Selbsthilfe). Dafür finden Gruppentrainings unter Leitung eines qualifizierten Rehasport Übungsleiters bzw. Therapeuten statt. Der Einsatz von Übungen an Geräten oder Bindung an eine Mitgliedschaft sind von der Kostenübernahme ausgeschlossen. Anspruch sowie Kostenübernahme der Gesetzlichen Krankenkassen, regeln die Rahmenvereinbarung und das Sozialgesetzbuch (§ 43 SGB V & § 64 Abs. 1 Nr.3 und 4 SGB IX).
Verordnung durch das Formular 56
Rehabilitationssport und Funktionstraining können nur durch den Arzt verordnet werden (Formular 56). Deshalb gelten folgende Voraussetzungen für eine Teilnahmeberechtigung am jeweiligen Gruppentraining:
- Bestehende Mitgliedschaft des Patienten bei einer Gesetzlichen Krankenkasse
- Die Leistung (Gruppentraining) erbringt ein offiziell anerkannter Leistungserbringer
- Die Verordnung Rehabilitationssport bzw. Funktionstraining stellt ein Arzt aus und betreut die Gruppen
In Sonderfällen übernehmen Gesetzliche Renten- und Unfallversicherungen, Träger der Kriegsopferversorgung, das Sozialamt sowie die Agentur für Arbeit die Kosten. Dabei kommt es zu Unterschieden in Sachen Dauer bzw. Leistungsumfang.
Stand 2020 kann z.B. die Deutsche Rentenversicherung die Kosten für Rehasport & Funktionstraining 6 Monate (längstens 12 Monate) übernehmen.
Auch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung kann u.a. für 7-14 Wochen für die Kosten aufkommen (siehe Vereinbarung Stand 2020 als PDF).
Wenn für Sie nicht die Gesetzliche Krankenkasse (üblich) die Kosten trägt, fragen Sie bitte bei Ihrem zuständigen (potentiellen) Kostenträger nach.
Unterschied Rehasport zu Funktionstraining
Rehasport ist allgemein bekannter als Funktionstraining, dennoch sucht man oft nach dem Unterschied zum Funktionstraining.
Ein Rehasport Gruppentraining arbeitet mit den Mitteln des Sports sowie sportlich ausgerichteter Spiele. Im Unterschied zu Rehasport arbeitet Funktionstraining mit den Mitteln der Krankengymnastik bzw. Ergotherapie (z.B. unterstützende Maßnahmen für Selbstversorgung, Freizeit oder Produktivität / Anforderungen Berufsalltag). Der Begriff Rehasport ist geläufiger bzw. bekannter als Funktionstraining, weil er für jede Erkrankung am Stütz- und Bewegungsapparat verschrieben werden kann. Funktionstraining nur für rein rheumatische Erkrankungen. Deshalb haben beide Rehabilitationsangebote eine unterschiedliche Dachorganisation. So wird der Rehasport über den Deutschen Behindertensportverband (dbs) geregelt und das Funktionstraining über die Deutsche Rheuma-Liga.
Wesentliche Unterschiede
- Rehasport ist typischer Sport wie Gymnastik, Bewegungsspiele oder Kräftigungsübungen mit Kurzhanteln, Faszienrollen bzw. Fitbändern
Funktionstraining setzt bevorzugt auf die Mittel der Krankengymnastik sowie Ergotherapie - Ein Rehasport Gruppentraining leitet ein qualifizierter Rehasport Übungsleiter (können oft auch Funktionstraining leiten)
Ein Funktionstraining in der Gruppe leiten meist qualifizierte Ergo- bzw. Physiotherapeuten oder Krankengymnasten - Die Dauer eines Rehasporttrainings beträgt i.d.R. 45min (Sonderfälle 60min z.B. Herzsportgruppen)
Die Dauer eines Funktionstrainings beträgt i.d.R. 15min (Wassergymnastik) und 30 min (Trockengymnastik) - Eine Verordnung für Rehasport gilt 18 Monate (36 Monate)
Eine Verordnung für Funktionstraining gilt 12 Monate (24 Monate)
Ziele von Rehasport und Funktionstraining
Rehasport verfolgt primär Ziele für mehr Kraft, Ausdauer, Koordination, Flexibilität sowie Stärkung des Selbstbewusstseins. Dabei setzt man auf die Formen des Sports, welcher als Gruppentraining angeboten wird.
Funktionstraining behandelt dagegen gezielt bestimmte Funktionsdefizite bzw. spezielle Körperpartien wie Muskeln oder Gelenke. Es setzt dabei auf die Mittel der Krankengymnastik bzw. der Ergotherapie. Ziel von Funktionstraining ist der Erhalt / die Verbesserung einzelner Körperfunktionen sowie Hinauszögern von Funktionsverlusten einzelner Organsysteme bzw. Körperteile.
Infolgedessen kann man den Unterschied von Rehabilitationssport (Rehasport) und Funktionstraining so ausdrücken: Die wesentlichen Unterschiede der beiden Leistungen bestehen in der Durchführung sowie Zielsetzung. Dazu sind sie unterschiedlich zeitlich begrenzt und unterschiedlich hoch vergütet. Bei beiden Rehabilitationsmaßnahmen sind Folgeverordnungen z.B. durch Neudiagnose bzw. Neuverordnung möglich.
Wichtige Information für Leser & Patienten!
Der Online- und Informationsblog Lloretparty informiert Rehasportler, Rehasport Anbieter & Rehasport Ärzte über Entwicklungen bzw. Veränderungen im Rehasport. So auch zur Frage „Unterschied von Rehabilitationssport & Funktionstraining?“. Wir sind weder eine Einrichtung für Patienten oder eine Rechtsberatung. Dafür wenden Sie sich bitte stets an Ihre zuständige Krankenkasse, Ihren Anbieter für Rehasport bzw. Funktionstraining oder Ihren Arzt!