Richtig bewerben – gelingendes Selbstmarketing

Richtig bewerben, das ist doch ganz leicht: Man fragt Bekannte, Freunde oder sucht im Internet und legt los. Anschreiben, Lebenslauf, Bewerberfoto und weitere Anlagen wie Zeugnisse werden zusammengestellt. Rasch noch eine Korrekturlesung und dann ab damit. Jetzt noch auf die Antwort warten und sich auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten.

So denken viele Bewerber, die sich auf Jobsuche befinden. Und dennoch ist die Realität meist eine Andere und man wundert sich, warum es nicht so funktioniert wie man es sich vorstellt. Es hagelt Absagen, keine Antworten und die Unsicherheit wächst. Viele MitbewerberInnen haben ähnliche Abschlüsse bzw. interessantere Werdegänge & Kompetenzen.

Richtig bewerben hier ist vielleicht der falsche Begriff, vielmehr sollte es heißen: Wie verkaufe bzw. vermarkte ich mich am besten und wie überzeuge ich das Unternehmen von meinen Kompetenzen sowie Fähigkeiten? Dazu gehören viele Faktoren – weit mehr als ein fehlerfreier Text oder „aufgepimpte“ Anlagen wie Lebensläufe oder Zeugnisse.

 

5 klassische Fehler vor der Absendung einer Bewerbung

Bevor eine Bewerbung (heute i.d.R. digitalisiert) abgeschickt wird, müssen zwingend ein paar Punkte geprüft werden.

  • Copy + Paste Fehler (Alle Bewerbungen sind oft in einem Layout gestaltet)
    Fehler sind menschlich. Bei vielen Bewerbungen kann man schon einmal den Überblick verlieren und vertauscht Anschrift des Unternehmens, den Ansprechpartner oder Textpassagen im Anschreiben. Ein weiterer Klassiker sind Copy+Paste Fehler im Datum (Lebenslauf und Anschreiben). Zudem sollte eine Bewerbung stets als eine Datei (meist max. 5-10MB) versendet werden – oft entstehen sonst auch Fehler in Benennung der angehängten Dateien.
  • Ansprechpartner/in Personal
    Häufig beginnen Anschreiben oder E-Mails mit: Sehr geehrten Damen und Herren,… –> dies vermittelt bei den meisten Arbeitgeber eine negative Grundhaltung. Klar machen viele den Fehler, es selbst nicht optimal ausgeschrieben zu haben, aber ein Anruf bzw. schriftliche Nachfrage ist nie verkehrt!
  • Fehlende Anhänge
    Viele kennen den Fall: Den vergessenen Anhang in der (bereits versendeten) E-Mail. Deshalb: Immer aufpassen, ob man auch alles in die Bewerbung gepackt hat, denn auch hier zählt, wie beim Namen des Ansprechpartners, der erste Eindruck.
  • Auswahl des Bewerberfotos
    Bewerberfotos (keine Pflicht, aber meist vorteilhaft) sind oft in Form von Passbildern, Selfies oder professionell von Fotostudios beigefügt. Jedoch genügen viele Fotos nicht dem Anspruch der Stelle. Man denkt oftmals, dass ein „einfaches seriöses“ Bild schon reichen wird.
  • Rechtschreibfehler
    Schreibfehler sind menschlich und können vorkommen. Nur in einer großen Häufigkeit (mehr als 1-2 pro Seite) wirken sie sehr negativ. Auch wenn man herauslesen kann, dass Textpassagen gar nicht für die ausgeschriebene Stelle gedacht waren – eben Fehler bei Copy+Paste. Also Vorsicht und Konzentration beim Schreiben!

Für viele sind die genannten Fehler eine Selbstverständlichkeit – und dennoch entdeckt man sie meist in jeder zweiten Bewerbung. Egal ob Bewerbung für eine Ausbildung, Praktikum, Minijobber oder (Voll-)Berufstätige.

 

Arbeitgeber vs. Arbeitnehmer

Unter vielen Bewerbern den geeigneten Kandidaten (m/w/d) zu finden bzw. unter ihnen herauszustechen. Das ist das Ziel auf beiden Seiten.

 

Arbeitgeber Sichtweise

Der Arbeitgeber sucht eine kompetente Person, die einen Mehrwert für sein Unternehmen darstellt und fachlich sowie persönlich passt. Zeitfressende Aufgaben, Standardprozesse oder qualitative Entlastungen / Verbesserungen bei (Arbeits-)Prozessen sollen die Folge sein. Es muss sich also lohnen, warum man mehrere Tausend Euros pro Jahr in die Hand nimmt, um seinen Arbeitsbedarf zu decken.

Neue Mitarbeiter bedeuten stets einen hohen Aufwand in Sachen Recruiting, Einarbeitung sowie langfristiger Bindung an das Unternehmen. Auch deshalb sucht der potentielle Arbeitgeber nach kompetenten, bezahlbaren sowie motivierten Mitarbeitern. Doch in der heutigen Zeit wird es immer schwerer, qualifiziertes Personal (besonders Azubis und Praktikanten) zu finden. Aber auch die Einstellung erfahrener Mitarbeiter birgt Gefahren wie Onboarding (Festhalten an alten Gewohnheiten), Familiensituation oder Jobhopping.

Auch das Thema Kinder (bekommen) bei Frauen von 25 – 35 Jahren ist ein gewisses Risiko für den Arbeitgeber. Genau deshalb sollten potentielle neue Arbeitnehmer viele Kriterien erfüllen, die zum Unternehmen passen. Nicht zuletzt deshalb, weil der/die Personaler/in sich für neues Personal rechtfertigen muss, wenn es nicht klappt.

Arbeitnehmer Sichtweise

Der Arbeitnehmer (m/w/d) sucht nach einem Job, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren und sich seinen Lebensstandard zu erhalten – ja gar zu verbessern. Auch eine langfristige Sicherheit (Familie, Rente, Kredite, etc.) wird angestrebt. Bei einer Bewerbung ist die persönliche Situation vergleichbar mit Marketing bzw. Selbstmarketing. Man muss sich optimal verkaufen und seinen Mehrwert klarstellen.

Gerade deshalb ist es schade, wenn viele Stärken und Potentiale nicht zur Geltung kommen oder „Schlampereien“ das wahre Bild verzerren. Richtig bewerben bedeutet auch, das Optimum herauszuholen und seine Vorteile sowie Stärken bestens zu vermarkten. Da sind Fehler, Missstände oder Unwissen unnötige Faktoren, die man größtenteils vermeiden kann, sehr ärgerlich.

 

10 Tipps für eine gute Bewerbung

  1. Sicher sein, dass man den Job auch will und es nicht nur Plan B oder C ist
  2. Tragen Sie alle wichtigen sowie auf die Stelle passenden Dokumente zusammen (wichtig u.a. Arbeitszeugnisse)
  3. Finden Sie den direkten Ansprechpartner heraus (z.B. über Angaben, Anruf oder E-Mail)
  4. Legen Sie die Stellenanzeige ausgedruckt neben sich und gehen auf alle Angaben ein
    Wichtige Punkte und Anforderungen markieren und im Anschreiben auf sich projizieren
  5. Informieren Sie sich über das Unternehmen (Image, Webseite, Bewertungen oder sogar Bilanzzahlen)
  6. Halten Sie die Normen und (Grund-)Erwartungen ein:
    Keine Fehler in Wort, Schrift oder Datum. Des Weiteren ein gutes Bewerberbild, ggf. ein Deckblatt, saubere Anlagen und einen gut gegliederten Lebenslauf.
    Bei Wunsch nach der Gehaltsangabe auch diese mit angeben.
  7. Informieren Sie sich bestens über Ihre Gehaltvorstellung und setzen dieses auf Standard der Branche + ca. 10-15% an – (Vorteil in Vertragsverhandlungen)
  8. Schicken Sie die Bewerbung als eine Datei (max. 5-10MB) und nicht in mehreren (dafür gibt es gratis PDF-Programme)
    Von Vorteil sind auch selbst gestaltete Bewerbungen und keine Vorlagen, die man komplett im Internet (schnell) findet
  9. Vor dem Abschicken ein letzter Check, ob auch alle Unterlagen in der Datei sind (und diese richtig benannt ist)
  10. Senden Sie eine Bewerbung am Abend (und zw. So.-Do.) ab, damit sie morgens (meist) oben bei den neuen Mails des Personalers erscheint

 

Anschreiben, Lebenslauf und erste E-Mail

  • Wie formuliere ich mein Anschreiben?
  • Wie gestalte ich meinen Lebenslauf?
  • Die erste E-Mail – gehört das Anschreiben in die E-Mail oder Lebenslauf?
  • Was ist die optimale Länge bzw. Seitenanzahl bei Bewerbungen?

Das sind häufige bzw. klassische Fragen, die immer wieder gestellt werden. Allgemein lässt sich sagen, dass bei einer Stellenausschreibung nicht selten ein ganzer Stapel pro Woche auf die Personalabteilung treffen. Viel zählt also der erste Eindruck. Dieser spiegelt sich in Design der Bewerbung (Deckblatt, Bild, Farben) bzw. Länge & Aufbau des Anschreibens sowie Lebenslaufs wieder.

Oft wird innerhalb von 30 Sekunden entschieden, ob man auf dem „interessant-„, vielleicht-“ oder „Ablehnungsstapel landet. Bitte beachten, dass Bewerbungen (zumindest die interessanten) meistens ausgedruckt werden. Damit sind wir wieder bei dem Punkt, dass man möglichst eine (zusammengefügte) Bewerbungsdatei versendet.

 

Anschreiben in die E-Mail als Text oder als Anhang?

Für die E-Mail an die Personalabteilung gibt es keine klaren Regeln. Mein Tipp lautet: Schicken Sie die Bewerbung als Anhang in einer E-Mail. Dazu eine 3-4 Zeiler, welcher genau aussagt, für welche Stelle man sich bewirbt, sich alle Anlagen im Anhang befinden und dass man weitere Unterlagen (sofern erwünscht) umgehend nachreichen wird.

Warum? Weil Ihre Bewerbung, bei Interesse, meist ausgedruckt wird. So muss man nicht zwischen E-Mail und versendeter Datei switchen. Vergessen Sie dabei nicht, den Titel Ihrer Stelle auch in die Betreffzeile zu schreiben. Das eine „seriöse“ E-Mail-Adresse vorhanden (oder angelegt) ist, sollte eine Selbstverständlichkeit sein.

Also bitte keine E-Mail mit Spitznamen oder Fantasynamen, nur weil man sich seit Jahren keine neue E-Mail-Adresse angelegt hat. Für Bewerbungen ist es das Beste, Name+Nachname@Anbieter.de zu wählen.

Anschreiben / Bewerberschreiben

Richtig bewerben - Formulierung Länge und Aufbau Tipps Anschreiben BewerberschreibenEs gibt viele Standards, die man in bei dem Anschreiben bzw. Bewerberschreiben beachten muss. Wie bereits erwähnt, gilt es Fehler zu vermeiden. So schreiben die meisten kein Datum, wissen nicht Ansprechpartner oder schreiben suboptimal. Gerne lauten die Einstiegssätze: Bei der „Agentur für Arbeit“ oder „Mit großer Freude habe ich bei XXX gesehen…“ – im Grunde keine großen Fehler, aber 08/15-Standards, die einen nicht von anderen abheben.

Auch bekannte Klassiker wie der Konjunktiv am Schluss (Ich würde mich freuen, wenn…) oder Mit freundlichen Grüßen (+ das Komma) kommen mehr vor als nicht. Viele Kleinigkeiten, die aber viele Chancen bergen, sich gegenüber anderen besser hervorzuheben. Mehr dazu gibt es in der Rubrik:

>> Bewerbungsschreiben – Aufbau – Formulierung – Vorlage – Tipps <<

Lebenslauf

Richtig bewerben - Aufbau und Tipps zur Gestaltung LebenslaufViele Personaler sichten zuerst den Lebenslauf – oftmals nur 30 – 60 Sekunden. Bei der Thematik liegen die Meinungen der Personaler meist auseinander. Einige sagen, dass es 2-3 Seiten Lebenslauf benötigt, um Motivationstext oder Erfolge zu betonen. Lücken seien zudem fatal. Die Realität ist aber meist eine andere. Gerade weil man, als Personaler/in, viele Bewerbungen hat, geht man eher oberflächlich die Unterlagen in der ersten Runde durch.

Auch hier wirken, psychologisch bedingt, viele Faktoren des Marketings. Ein tolles Bild, ein ansprechendes Layout und möglich nur eine Seite (max. 2) wirken auf den ersten Blick positiver als viele „Banalitäten-Aktivitäten“ aufgepeppt. Egal, was viele (oft auch ältere Personaler) dazu meinen. Die Erfahrung neigt ganz klar zu kurzen, aber qualitativ hochwertigen Lebensläufen. Mehr zum Thema Lebenslauf gibt es in der Rubrik:

>> Lebenslauf – Gestaltung – Aufbau – Design – Inhalt – Tipps <<

 

Layout, Design und hilfreiche Programme (gratis / kostenpflichtig)

Layout und Design sind bei jeder Bewerbung ein sehr wichtiger und oft unterschätzter Faktor. Die Problematik ist klar: Oft gibt es viele Programme nur mit Abos, die (viel) Geld kosten. Dazu kommt noch der Schwierigkeitsgrad in Sachen „Fachkompetenz & Können“. Viele Programme setzen doch viele EDV-Fähigkeiten voraus, mit denen viele (gerade ältere) Menschen ihre Probleme haben.

Dann gibt es noch die Hürde: Was ist überhaupt ein ansprechendes Design? Wie man kostenlos und mit kostenpflichtigen Programmen arbeiten kann, erklärt die folgende Rubrik.

>> Bewerbung – Programme – Layout und Design – Vorlagen – Tipps <<

All diese Tipps für die Kategorie Richtig bewerben, folgen den Erfahrungen aus der Praxis sowie diversen Theorien aus dem Bereich BWL (Personalführung oder Marketing). Diese basieren auf mehreren hundert Bewerbungen aus der Sicht als Personaler selbst in vielen Branchen wie Fitness, Tourismus, Gesundheit, Events, Banken, etc..

Aber auch auf den persönlichen Erfahrungen auf der anderen Seite (die des Bewerbers) beziehen sich die Tipps und Tricks.

Richtig bewerben ist nicht leicht und erfordert viel Zeitaufwand sowie Kreativität in Bild und Text. Wer sich aber optimal bewerben will, der sollte mehr als die klassischen Standards aufbringen. Viel Erfolg allen Lesern!

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