Esoterik am Arbeitsplatz: Eine gute Orientierungs- und Entscheidungshilfe oder doch nur Pseudowissenschaft und Aberglaube? In diesem Bericht geht es um eigene Erfahrungen mit Esoterik im Berufsleben in einem Zeitraum von über 10 Jahren in mehreren Institutionen sowie Berufsbranchen. Und los geht`s!

Vorab: Jeder hat das Recht, so zu leben oder zu handeln, wie er es für richtig hält. Esoterik-Anhänger leben ihre Freizeit eben etwas anders aus als der Durchschnittsbürger – und das ist auch total in Ordnung. Zudem sind Anhänger der Esoterik keine schlechteren oder besseren Menschen als andere!

In diesem Bericht geht es nicht um die Definition, den Ursprung oder die Ideologie der Esoterik selbst. Auch Steinheilkunde, Stimmen zum Jenseits oder andere Praktiken sind nicht die Basis. Dafür empfehle ich einen Artikel der Zeit, von nachrichten.at oder Harald Lesch mit seinem Beitrag über Pseudowissenschaft.

 

Esoterik am Arbeitsplatz

Wie weit sich Esoterik am Arbeitsplatz entfaltet, hängt oft von der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens ab. Es besteht nämlich ein Konflikt zwischen wirtschaftlichem Erfolg und dem Ziel, esoterisches Verhalten bei der Arbeit zu praktizieren. Je besser es dem Unternehmen geht, umso eher besteht die Gefahr, dass ein sektenähnliches Esoterik-Verhalten aufkommt.

Wer also vermehrt existenziell handeln muss, hat weniger Zeit sich um nebensächliche Probleme bzw. private Interessen zu kümmern. Auch die Größe sowie Rechtsform der Institution spielen nicht selten eine wichtige Rolle. So sind (Solo-)Selbstständige, Vereine und KMU eher für Esoterikverhalten anfällig als ein Konzern oder eine AG.

 

Die Potenzial-Performance-Matrix

Aus dem Personalmanagement weiß man, dass die Mitarbeiterstruktur sehr komplex sein kann. Die wissenschaftlich umstrittene Potenzial-Performance-Matrix lässt sich aber teilweise bestens anwenden. So sah ich in vielen Betrieben oder Vereinen meist folgende Personalstruktur (am Bsp. von 20 MitarbeiterInnen):

  • 20% Stars: 4 MA waren in ihrer Position fachkompetent und die Zugpferde für einen funktionierenden Laden.
  • 60% LeistungsträgerInnen mit Potenzial: 12 MA arbeiteten solide nach Vorschrift, könnten aber teilweise mehr leisten.
  • 20% Problemfälle: 4 MA entsprechen (noch) nicht den Anforderungen, fehlen oft oder sind mit ihrer Arbeit überfordert

Die Zahlen entsprechen dem allgemeinen Durchschnitt. Doch was ist, wenn nun Esoterik die Überhand gewinnt?
Die Problemfälle werden in esoterisch geführten Unternehmen geschult und unterstützt, wie es sein sollte. Nun kommt es vermehrt zu wirtschaftskonträrem Verhalten.

 

Ideologieauslebung statt marktkonformes Verhalten

Unter realitätsfremden Traumvorstellungen wie „Ich bekehre…“ oder „Ich führe die Person auf den richtigen Weg“, werden Problemfälle nicht gekündigt oder effektiv geschult – nein vielmehr werden sie in unzählige Besprechungen bestellt. KollegInnen sollen sie künftig mitfühlend unterstützen und für jeden Fortschritt loben.

Esoterische Führungskräfte sehen nicht selten darin eine Chance, ihre Ideologie am eigenen Personal zu praktizieren. Gerne kommen Fragen auf wie:

  • „Wie fühlst du dich dabei?“ oder
  • „Was kann ich tun, damit es dir besser geht?“

Vermehrt treten bei den Problemfällen Verhaltenseigenschaften auf wie „Mir-muss-es-gut-gehen“ oder „Ist-mir-doch-egal-Haltung“. Auch die Fehlzeiten steigen drastisch, da kaum Kritik aufkommt und man sich beruflich sicher fühlt. Dies führt meist zu Irritationen sowie Unverständnis bei den KollegInnen (besonders den Stars) und damit zu Grüppchenbildungen bzw. vermehrt passivem Arbeiten.

 

Die Personalstruktur in esoterisch geführten Unternehmen

Auffällig ist, dass deutlich mehr Frauen ein Faible für Esoterik haben als Männer. So kann esoterisches Verhalten nicht nur von der Branche, sondern auch von der Personalzusammensetzung abhängen.

Die Personalauswahl: Wie man es aus der „Vetterleswirtschaft“ kennt: In esoterisch geführten Unternehmen sind viele Gleichgesinnte beschäftigt. Man sucht eben, wie es häufig der Fall im Personalmanagement ist, sein Ebenbild aus. Nur bei Zwangssituationen, bei denen es fachkompetente Mitarbeiter benötigt, spielt die (geistige) Gesinnung keine übergeordnete Rolle mehr.

Die Folge: Viele Angestellte handeln nicht primär betriebswirtschaftlich. Sie setzen viele falsche Prioritäten, leben teilweise in Fantasiewelten und sind wenig hilfsbereit. Viel erschreckender ist aber, dass sie vermehrt Führungspositionen innehaben. Sie sollen bevorzugt die Ideologie der Unternehmensführung leben und damit esoterisches Verhalten fördern. Ähnlichkeiten zu Sekten sind hier deutlich erkennbar. Zudem wird externe Zuarbeit bevorzugt an Esoteriker vergeben. Fachkompetenz, Praxiserfahrung oder effektiver Budgeteinsatz spielen dabei eher untergeordnete Rollen.

 

Klare Esoterik-Anzeichen im Büro

Esoterik am sarkastischen Beispiel einer Notizwand im BüroNicht jedes Büro, welches „ausgefallen“ eingerichtet wurde, ist von Esoterik-Anhänger beeinflusst. Aber es gibt Anzeichen, welche die Wahrscheinlichkeit dafür erhöhen.
Klassische Anzeichen für gelebte Esoterik im Büro:

  • Aufgestellte Engelsfiguren oder Buddhas,
  • Spirituelle Sprüche, Weisheiten bzw. Bilder,
  • Bücher über Spiritualität, Schamanismus, Glück, etc.
  • Büroeinrichtung nach Feng-Shui,
  • Bestellung von Wahrsagern oder Anbieter für energetische Hausreinigung
  • Der Einbau bzw. Einsatz von esoterischem Grander-Wasser

Je nach Toleranz bzw. persönliche Einstellung der Unternehmensführung, treten diese Anzeichen verkappt oder eindeutig auf. Auch Jahresfeiern oder Meetings sind meist nicht frei von Belehrungen oder verkappter Werbung für esoterische Bücher, Seminare sowie Mottos.

 

Wie sind Esoteriker am Arbeitsplatz?

Esoteriker kann man keiner bestimmten Bildungsschicht zuordnen oder gar den klassischen Sinus-Milieus. Vom Langzeitarbeitslosen bis hin zum Hochschul-Absolventen sind alle Protagonisten vertreten. Ob dies auch eine Folge des sinkenden Bildungsniveaus unserer Gesellschaft ist bzw. der Sorglos-Generation (Bachelor, Konsumgesellschaft,…) – who knows?

Auffallend ist, dass Esoterik-Anhänger sich gerne Probleme einreden. Diese sind im Wesentlichen persönliche, private oder Snob-Probleme. Häufig durchlebten sie persönliche Schicksalsschläge, sind unzufrieden mit ihrer Lebenssituation (Single, Sexualität, Körper, Finanzen, Selbstbewusstsein,…) und benötigen (spirituellen) Halt. Oftmals kommt es auch zum verstärkten Ausdruck von Aberglaube und Verschwörungstheorien.

 

10 häufig auftretende Verhaltensmuster bei Esoterikern

  1. Esoteriker suchen bevorzugt Hilfe & Rat bei Magiern, Wunderheilern, Geisterbeschwörern, Gurus, Schamanen, Hellsehern, Alternativmedizinern etc.
    Viele schlagen sogar selbst den Weg in diese Richtung ein und orientieren sich beruflich neu.
  2. Esoteriker gestalten ihre Umgebung nach ihrer Ideologie (Feng-Shui, Engelsfiguren, esoterische Sprüche, Granderwasser,..).
  3. Sie sind überwiegend egozentrisch, narzisstisch und realitätsfremd (Verschwörungstheoretiker).
  4. Sie umgeben sich privat und beruflich primär mit Gleichgesinnten, bevorzugen diese und wollen andere belehren (Sektenverhalten).
  5. „Deine Wahrnehmung“, „Wie fühlst du dich dabei?“, charmant, herzlich oder Wertschätzung sind beliebte Aussagen, Fragen oder Worte.
  6. Viele lehnen Aussagen wie „du lebst / das ist esoterisch“ strikt ab, da sie gesellschaftlich negativ behaftet sind.
  7. Nachhaltigkeit & Umweltbewusstsein wird  gelebt, wenn es einen nicht selbst einschränkt (mir soll es ja gut gehen).
  8. Sie sind nicht selten Vegetarier, Veganer und wollen immer andere beraten – z.B. in Sachen Heilpraktiker vs. Ärzte.
  9. Sie kleiden sich oft wie Hippies bzw. alternativ, weil sie sich von der Masse besonders abheben möchten.
  10. Beruflich (Bewerbung & Führung) werden gesellschaftliche Konventionen oder rechtliche Regelungen gerne als „nicht bindend“ abgelehnt.

Fun-Fakt: Menschen mit esoterischen Verhaltenszügen lieben es, barfuß zu arbeiten und sehr ökologisch zu leben. Zudem sind Horoskope und Ernährung beliebte Dauerthemen. So geht es vermehrt um die Inhaltsstoffe von Produkten, Verpackungen und Belehrungen, wenn KollegInnen nicht so denken bzw. essen, wie sie selbst.

 

Ich will keine Esoterik am Arbeitsplatz! Rechtliche Grundlagen

In der Arbeitswelt kann man niemandem vorschreiben, wie man sich privat auslebt oder was für Vorlieben man hat. Eine Dienstkleidung kann z.B. bindend sein, eine esoterische Einstellung oder Kontaktverbot jedoch nicht! Genauso kann man keinem Esoterik-Anhänger seine Einstellung verbieten.

Einberufene Sitzungen bzw. Meetings, die nichts mit der Arbeit oder einem wertsteigernden Nutzen für den Betrieb zu tun haben, darf man jederzeit verlassen. Abmahnungen für strikte Ablehnung von Esoterik, ist in keinster Weise rechtlich bindend. Kurz: Esoterik muss man sich nicht als ArbeitnehmerIn gefallen lassen und in keinster Weise aktiv leben.
Die einfache Lösung: „Nein danke! – Das ist nichts für mich, interessiert mich nicht und ich arbeite jetzt weiter!“

 

Kommunikation & Unternehmensführung

Digitalisierung, Feedbackrunden oder neue Kommunikationskanäle sind Thema in allen Betrieben. Trello, Slack, E-Mail-Kalender oder wöchentliche Meetings sind heutige Einsatzinstrumente. Auch Planungstafeln und Scrumboards sind sehr beliebt. Esoteriker haben jedoch weniger den wirtschaftlichen Nutzen dabei im Blick. Vielmehr sollen diese Einsatzinstrumente Stress von der Arbeit nehmen und Anstrengungen verringern. Viele Pausen bzw. Feedbackrunden sind wichtig, weil man nur so den Meinungsaustausch fördert und damit letztendlich den Erfolg.

Prinzipiell ein guter Ansatz, aber Esoteriker denken meist anders: Alltagsthemen, persönliche (Erfolgs-)Geschichten sowie „Banalitäten“dominieren die Gesprächsrunden. Das liegt gern daran, dass viele Protagonisten auf die falschen Prioritäten im Arbeitsalltag setzen. Einfache Aufgaben sind deshalb oft ein wochenlanges sowie wiederkehrendes (Gesprächs-)Thema oder werden als Pseudoprojekt gestreckt. Schnelle Lösungen oder Zielerreichungen sind oft zweitrangig – besonders bei Vertrauensarbeit oder Homeoffice der beteiligten Protagonisten.

Bevorzugt strebt man nach seinem Wohlbefinden und erhofft sich Lob und Komplimente. Der Unternehmenserfolg kommt eher an letzter Stelle. Aus beruflichen Erfahrungen im Tourismus, der Vereinsarbeit oder der Gesundheitsbranche kann ich klar sagen: Gelebte Esoterik am Arbeitsplatz sorgt für mindestens für 50% Potenzial-, Geld- und Zeitverschwendung!

 

Folgen der falschen Kommunikation & Prioritätensetzung

Lineares Denken führt gern zu Unzufriedenheit und Betriebsblindheit. Marktkonträres Verhalten in Strategiemeetings, Produktivität und Führung, sorgen für sehr lange Zeitverzögerungen und hohe Betriebskosten. Persönliche Befindlichkeiten und die ständige Suche nach Lob für „gewöhnliche“ Leistungen, dominieren die Meetings. Es geht primär um Anerkennung, welche man in der spirituellen Welt erfährt, aber zu wenig in der Realität bekommt. Dankend nimmt man Lob für Banalitäten an wie Besorgungen, einfache Planungen oder gar für Fehler – hauptsache man ist herzlich, wertschätzend oder motivierend.

Wer dies nicht lebt, wird meist ausgeschlossen und zum Problemfall erklärt, den man wieder auf den richtigen Weg (belehrend) führen muss. Wenn man es betriebswirtschaftlich einfach ausdrückt: Man setzt unbewusst alles daran, um den Betrieb auf Dauer in die Krise zu führen. Heiter und optimistisch quasi in den finanziellen Ruin.

 

5 klassisch favorisierte Themen von Esoterik-Anhängern:

  • (Dauer-)Gespräche über Raumgestaltung bzw. Veränderung des Büros (beliebt: Feng Shui oder Geistervertreibungen)
  • Stetiges Recherchieren über Esoterik-Themen oder Horoskop-Aussagen, um sie in Besprechungen einzubringen
  • Ständige Ideen, wie man die Belegschaft zu seinen Gunsten lenken kann (Seminare, Motivation, Einstellung,..)
  • Externe Dienstleister an Bord holen mit ähnlicher Neigung zu Esoterik, Pseudowissenschaft & Aberglaube
  • Stundenlange Überlegungen über Feiern, Danksagungen oder Würdigungen, um Lob zu erhalten oder auszusprechen

Dies belastet bzw. blockiert vor allem die intrinsisch motivierten MitarberInnen, die einen persönlichen oder wirtschaftlichen Erfolg anstreben. Am Ende folgt die logische Konsequenz: Es treten vermehrt Unzufriedenheiten auf. Wohl gemerkt – der Mix aus laissez-fairem Führungsstil und betriebswirtschaftlichem Fehlverhalten funktioniert nur, wenn die Stars und Leistungsträger das Unternehmen am Laufen halten. Gute MitarbeiterInnen verlassen deshalb meist solche Unternehmen auf Dauer. Ein Blick in die Vergangenheit reicht meist schon: Esoterische UnternehmerInnen befanden sich meist in der Insolvenz, waren schon immer selbstständig oder lange arbeitslos. Nicht selten wiederholt sich der Niedergang alle 5-10 Jahre.

 

Auftretende Gefahren durch Esoterik am Arbeitsplatz

Esoterik-Anhänger gelten häufig als nicht widerstandsfähig im realen Leben, denken selten kritisch und sind gern beratungsresistent. Bei Krisen bzw. Problemen finden sie wenig Ansätze, um diese souverän zu lösen. Sie vertrauen auf die Kraft höherer Mächte oder holen sich Selbstbewusstsein über einberufene Meetings, die das Seelenwohl wieder steigern sollen. Bei extremen Krisen legen Esoteriker gern ein egozentrisch-narzisstisches Verhalten an den Tag, wobei Fehler oder Lösungsansätze stets bei anderen zu suchen sind. Dazu beeinflussen sie „unsichere“ MitarbeiterInnen, die selbst noch in der Findungsphase sind. Wie bei Sekten, weisen schwächere MitarbeiterInnen auf Dauer ein esoterisches Verhalten auf.

Das Unternehmen bzw. der Arbeitsplatz der MA ist in Gefahr, wenn…

  • es wirtschaftliche Krisen gibt, da die Produktivität der MA oft nicht konkurrenzfähig bzw. marktgerecht ist.
  • zu viele Angestellte mit Freiheiten wie Homeoffice, Vertrauensarbeit oder Budget nicht umgehen können.
  • der laissez-faire Führungsstil seinen üblichen Mechanismen folgt (Chaos & Insolvenz).
  • wichtige Entscheidungen falsch getroffen werden und kritisches sowie strukturiertes Denken abgeschafft wurde.
  • falsche Verhaltensmuster oder Prioritäten (unnötige Dokumentationen, planlose Meetings, etc.) die Überhand gewinnen.

 

Schwerer Weg nach einem Austritt

Den Arbeitsplatz zu verlieren ist nie schön. Eine ordentliche Bewerbung zu verfassen, erweist sich für ArbeitnehmerInnen oft als große Hürde. Wer ausschließlich in einem esoterisch-gelebten Unternehmen angestellt war, hat meist erhebliche Defizite. Wer nicht einen Job in der gleichen Branche bzw. ähnlich gesinnten Unternehmen findet, kann sehr lange arbeitslos werden. Klassische Mängel sind das fehlende betriebswirtschaftliche Denken, die esoterischen Anschreiben und die Haltung zur Problematik.

Auch hier kam es in diversen Bewerberberatungen zu den Aussagen wie „ich bin der/die Beste“ oder „ich muss mich doch nicht ändern, ich gebe doch schon alles“. Ohne Änderung des eigenen Verhaltens, Fort- und Weiterbildungen ist es jedoch schwer, sich wieder an die „standardisierten“ Anforderungen am Arbeitsmarkt zu gewöhnen. Für viele ist das aber sehr schwer in die Realität umzusetzen. Private Unterstützung für (Langzeit-)Arbeitslose hat mir gezeigt, dass sie viel schneller einen neuen Job bekamen, wenn sie ihr privates Esoterik-Verhalten und ihre beruflichen Pflichten trennten.

 

Vorteile von Esoterik

Gibt es überhaupt Vorteile für einen Esoteriker im Berufsleben? – hier kann man auch Positives berichten. Wenn Esoterik-Anhänger führen, dann ist der Umgangston untereinander meist sehr freundlich. Auch der ganze Alltag scheint gut strukturiert zu sein und man fühlt sich oft glücklich, weil man Unannehmlichkeiten ausblendet. Man bekommt Wertschätzung in Form von ständiger Nachfrage nach seinem Wohlbefinden. Des Weiteren befindet man sich stets im kommunikativen Austausch und muss auch nicht viel (Fach-)Kompetenz für seine Arbeit haben, weil Fehler größtenteils nicht sanktioniert werden. Vorteile erhalten auf jeden Fall folgende Arbeitnehmer-Typen:

  • Menschen, die gerne laissez-faire arbeiten bzw. bequemen Dienst nach Vorschrift ausüben.
  • ArbeitnehmerInnen, die gerne wenig Verantwortung tragen und Arbeit auf andere abwälzen (delegieren).
  • ArbeitnehmerInnen, die viel Zuwendung brauchen und gerne für alles „getätschelt“ werden wollen.
  • „Arbeitsresistente“, denn sie werden von der Gruppe mitgetragen, u.a. weil das körperliche und seelische Wohl oberste Priorität haben.
  • „Kommunikative“, weil stets die Möglichkeit für einen Plausch besteht – unabhängig vom Inhalt des Gesprächs.
  • „Jobhopper“, denn viele sehen einen Arbeitgeber meist als Zwischenstation – wenig (Erfolgs-)Druck bzw. Kontrolle? Umso besser!
  • „Dauerkranke“, Erholung & Wohlbefinden sind sehr wichtig – also lieber mehr fehlen, als krank zur Arbeit gehen.

 

Einfaches Arbeiten, wenig Verantwortung und viel Freiheit

Wer das „Easy-Life“ bevorzugt und relativ entspannt arbeiten will, ist in einem esoterisch geführten Betrieb gut aufgehoben. Man muss nicht selbst an die Esoterik glauben, sondern sie einfach nur akzeptieren bzw. tolerieren. Auch Externe können gut verdienen, weil der Arbeitsoutput meist nicht am wirtschaftlichen Erfolg gemessen wird, sondern an vielen (zeitaufwändigen) Gesprächen. Für Externe bestehen also beste Möglichkeiten für viele Rechnungen – sofern der Laden (noch) gut läuft. Infolge dessen muss man moralisch selbst auch der Typ dafür sein.
In der heutigen Zeit gibt es aber genug ArbeitnehmerInnen (nicht esoterisch), die genau solche Unternehmen suchen:
Wenig arbeiten, solide verdienen und viel Freizeit haben – damit beschreibt man ca. 80% der heutigen ArbeitnehmerInnen. Wer also in der Lage ist, unzähligen Gesprächen über Banalitäten, fragwürdigen Weltanschauungen, Belehrungsversuchen sowie fragwürdiger Büroausstattung zu trotzen, ist in einem esoterisch-geprägtem Betrieb wunderbar aufgehoben. Warum auch nicht?

 

Fazit: Rational-logisch denkende Menschen stoßen oft an ihre Grenzen, aber…

Esoterik kann den „normalen-kritisch-denkenden“ Menschen in den Wahnsinn treiben, wenn er im Berufsalltag stets damit konfrontiert wird. Die Gründe liegen auf der Hand:

    • Esoteriker denken eher nicht kritisch – vor allem nicht über ihr eigenes Handeln
    • Esoteriker wollen meist im Mittelpunkt stehen und gelobt werden (Narzissmus, Egozentrik)
    • Spirituelle Kurse, Selbsterfahrungskurse oder Workshops frischen das Ego immer wieder auf
    • Misserfolg oder schmerzhafte Erfahrungen werden durch stetiges Forcieren des Wohlgefühls ignoriert
    • Probleme sind keine Probleme, weil man sie einfach löst – mit linearem Denken und ohne Komplexität
    • Gelebter Kontrollwahn in unwichtigen Themen in Form von banalen Checklisten, Gesprächsrunden, Boards, etc.. –
    • Sie wollen stets Situationen und den Menschen verstehen, um ihn dann (notfalls) manipulativ zu steuern

 

Positive Ansätze der Esoterik im Berufsleben:

  • Esoterik-Anhänger gehen meist respektvoll, liebevoll und wertschätzend miteinander um +
  • Sie fordern stets Wärme, Herzlichkeit und Positives Denken – „Scheiter heiter“! +
  • Fehler werden stets als Verbesserungsmöglichkeit gesehen +
  • Man lebt einen stetigen Zweckoptimismus und schafft sich eine heile Welt +
  • Man handelt herzlich und wertschätzend, weil es nicht immer logisch, rational oder vernünftig sein muss +
  • Positive Haltung, denn alles ist strahlend schön und es herrscht innere Harmonie – Wut, Angst oder Zweifel sind schlecht +

Es ist vergleichbar mit einer politischen Ausrichtung. Oft sind einige Ansätze gut, aber schlecht zu Ende gedacht. Dennoch kann man aus dem wertschätzenden Umgang miteinander sicherlich noch lernen. Viele Betriebe pflegen einen „rauen“ Umgangston oder keine offene Kommunikationskultur, die gerecht ist. Gerade bei KMU, die um das Überleben kämpfen, kommen Entlastungen. Hilfsbereitschaft oder Verständnis viel zu kurz. Was den Esoterik-Anhängern oft an betriebswirtschaftlichem Know-How fehlt, fehlt anderen Betrieben oft an Human Ressource Management oder respektvollem Umgang.

 

Ausblick auf die Zukunft

Esoterik erfreut sich, besonders in Österreich, einer großen Beliebtheit. Trotz aller Vorurteile oder nachweislicher Pseudowissenschaft der Esoterik kann man es damit schaffen. Nicht jeder Esoteriker ist aus Prinzip faul oder hat das betriebswirtschaftliche Denken abgeschafft. Auch in hohen Führungspositionen von großen Unternehmen gibt es sie. Doch sorgen die Umstände dafür, dass man es eben nicht so ausleben kann wie bei KMU. Wichtig ist auch die Differenzierung, dass nicht jeder Kitsch in einem Büro mit Esoterik gleichzusetzen ist.
Auch reine Esoterik-Berufe lassen sich heutzutage ausüben, sofern man eine Nische entdeckt und sich gut vermarktet. Aber am Arbeitsmarkt gelten meist die gewöhnlichen Normen und Regeln der Betriebswirtschaft. Auch bei Bewerbungen ist die Esoterik-Schiene (das passt doch – so bin ich eben) nicht vorteilhaft. Ein Mix bzw. Anpassung sind die erfolgversprechenderen Varianten.

Keine Esoterik am Arbeitsplatz - Daumen hoch von junger FrauBitte leben Sie Ihre Esoterik im Privatleben aus und sehen Sie es nicht als Aufgabe sie im Büro zu verbreiten!

Der größte Teil Ihrer MitarbeiterInnen oder KollegInnen wird es ihnen danken und Unternehmen sowie Job stehen höchstwahrscheinlich auf einem solideren Fundament – versprochen!